Stahl kann aufgrund seiner Eigenschaften nicht rotierend in gekrümmten Kanälen eingesetzt werden. Biegen Sie ein beliebiges Stahlinstrument irgendwo am Arbeitsteil um 40°-60°. Als Resultat haben Sie eine mehr oder weniger verbogene Feile. Drehen Sie diese nun um die eigene Achse und beobachten Sie den Aktionsradius der gebogenen Instrumentenspitze. Sicher wird Ihnen sofort klar, dass das im Wurzelkanal nicht gut gehen kann. Verlagerung der Kanalachse, Ellenbogeneffekt und übermäßiger apikaler Dentinabtrag (Zip) wären vorprogrammiert. Vor allen Dingen aber würde das Stahlinstrument die Belastung im Kanal gar nicht aushalten und sehr schnell frakturieren. Deshalb war für Stahlfeilen das Giromatic-Prinzip mit 90° Vorwärts-/Rückwärtsbewegung das Ende der Fahnenstange.
Endodontisten haben aus dem mechanischen Verhalten der Stahlinstrumente immerhin eine Tugend gemacht: Mit vorgebogenen Stahlfeilen lassen sich – besonders mit der ‚Balanced Force’ Technik nach Roane – per Handaufbereitung in gekrümmten Kanälen gute Ergebnisse erzielen. Sie werden allerdings mit einem enormen Zeitaufwand und Stress für den Patienten erkauft.
Der Werkstoff Nickel-Titan (NiTi) verhält sich ganz anders. Das Material ist hochelastisch und hat ein Formgedächtnis. Biegen Sie eine NiTi-Feile um 40-60°. Sie merken sofort den Unterschied in der Flexibilität. Diese enorme Biegefähigkeit ist wichtig, aber in gleichem Maße auch das Formgedächtnis (Memory Effekt): Lassen Sie die gebogene Feile los. Sie springt – im Gegensatz zum Stahlinstrument - sofort in die gerade Ausgangsposition zurück.
Es ist die Kombination dieser beiden wesentlichen Eigenschaften, welche Nickel-Titan zum derzeit am besten geeigneten Werkstoff für die rotierende Instrumentation in der Endodontie macht.
Während sich Stahlinstrumente bei starker Belastung schnell deformieren und so eine bevorstehende Fraktur ‚ankündigen‘, drehen sich NiTi-Feilen wegen ihres Formgedächtnisses weder auf noch verbiegen sie sich. NiTi-Instrumente brechen deshalb ohne Vorwarnung. Aufgrund dieser materialspezifischen Eigenschaften ist ein Antrieb mit gleichmäßig niedriger Drehzahl und Drehmomentbegrenzung zur Reduzierung der Bruchgefahr unverzichtbar.
FlexMaster NiTi-Feilen können Sie je nach Belastung mehrere Male verwenden. Autoklavierbare Etiketten für den Deckel der SystemBox erleichtern Ihnen die Kontrolle über die Einsatzhäufigkeit. Sie lassen sich mit einem Permanent Marker leicht beschriften. Wir empfehlen, die Instrumente spätestens nach acht Markierungen zu ersetzen, denn
das Frakturrisiko steigt mit jedem weiteren Einsatz deutlich an. Nach jeder Anwendung in gekrümmten Kanälen sollten Sie wegen der deutlich
größeren Belastung 2, bei starker Krümmung 3 Markierungen auf dem Etikett machen. Das hat sich in der Praxis bewährt.
FlexMaster ist in puncto Instrumentenverbrauch trotzdem wirtschaftlich, denn pro Aufbereitung benötigen Sie signifikant weniger Instrumente: Meist genügen 4 Größen bis zum Apex und weitere 2 – 4 Größen für die apikale Erweiterung.
Nitinol wurde für die Medizintechnik als intelligenter Werkstoff mit Formgedächtnis aus den Elementen Nickel und Titan vom Naval Ordnance Laboratory (jetzt Naval Surface Warfare Center) entwickelt.
Für FlexMaster wird eine speziell abgestimmte Legierung aus 54% Nickel und 46% Titan angewendet.
Die Erfahrungen mit der 1. Generation rotierender NiTi-Instrumente haben gezeigt wie wichtig es ist, das Feilendesign auf die unterschiedliche Belastung in den verschiedenen Kanalformen (Anatomie) und Kanalabschnitten (koronal bis apikal) unter Berücksichtigung der spezifischen Materialeigenschaften abzustimmen.
Ein Merkmal der ersten NiTi-Generation ist ein Feilendesign mit ausgeprägten Kontaktflächen zur Kanalwand. Das führt zu hohem Reibungswiderstand und starker Instrumentenbelastung durch Torsionskräfte. Weitere unerwünschte Nebenwirkungen sind die Entwicklung von Reibungswärme und eine deutlichere Bildung von Schmierschicht (smear layer).
Die zweite NiTi-Generation hat zunächst die Schneidengeometrie der klassischen Stahlfeilen übernommen. Die Schwächung des Instrumentenkerns reduziert das materialspezifische Formgedächtnis, begünstigt die für NiTi atypische Feilendeformation und macht Instrumente mit diesem Querschnitt relativ bruchanfällig. Die Winkelung der Schneiden führt außerdem oft zu einem unerwünschten Einschraubeffekt: Ohne Druckanwendung schraubt sich das Instrument von selbst in den Kanal und entgleitet so der Kontrolle des Zahnarztes.
VDW hat die Summe der Erfahrungen in ein intelligentes Instrumentendesign eingebracht: FlexMaster. FlexMaster nutzt die Effizienz der bewährten Schneidkanten Typ ‚K’, einen konvexen Querschnitt zur Stabilisierung des Instrumentenkerns und eine auf die rotierende Anwendung abgestimmte Schneidenwinkelung.
Mit Konizität und Taper ist grundsätzlich das gleiche gemeint: Der Zuwachs an Durchmesser (Konus). Taper ist die englische Bezeichnung, die sich allgemein durchgesetzt hat.
Klassische Stahlfeilen haben entsprechend ISO Standard No. 3630 2% Konizität = Taper .02
Der Zuwachs an Durchmesser von der Spitze zum Ende des Arbeitsteils ist 2% oder 2/100 mm pro 1mm. Bei einem Arbeitsteil von 16 mm ist eine Feile ISO 20 an der Spitze 20/100 mm, am Ende des Arbeitsteils 52/100 mm stark: (20/100) + (16x2%) = 0,52.
Taper .04 bedeutet 4% Zuwachs an Durchmesser, also ein stärker konisches Instrument, Taper .06 sind 6% Konizität usw.
Ziel der Aufbereitung ist die Schaffung optimaler Bedingungen für eine dauerhaft dichte Füllung, wozu eine gleichmäßig konische Kanalform ideal ist. Diese lässt sich durch eine intelligent aufeinander abgestimmte Instrumentenfolge mit unterschiedlichen Konizitäten am schnellsten und sichersten erreichen:
Durch Instrumente mit großem und mittlerem Taper wird ein zügiger Dentinabtrag erreicht und die Zahl der Instrumentenwechsel auf ein Minimum reduziert. Feilen mit kleinem Taperdienen der besseren apikalen Ausformung und dem weitestgehenden Erhalt der originären Kanalachse.
FlexMaster: Taper .02, .04, .06 und .11
1. .11 für IntroFile, zur konischen Eröffnung der Kanaleingänge ersetzt 2 - 3 Gates Erweiterer
2. .04 und .06 für die schnelle Crown-Down Phase
3. .02 zur sicheren apikalen Erweiterung
Stahlfeilen drehen sich auf, bevor sie brechen. Bei der optischen Kontrolle vor dem Sterilisieren können sie leicht aussortiert werden. Nickel-Titan deformiert wegen seines Formgedächtnisses nicht, es bricht bei Überlastung oder Materialermüdung ohne Vorwarnung. Um alle Vorteile des NiTi-Materials und die Leistungsfähigkeit des Instrumentendesigns optimal zu nutzen und dabei Instrumentenbrüche mit ihren unangenehmen
Folgen zu vermeiden, müssen sie mit
im Kanal bewegt werden. Am besten kann das ein intelligent programmierter Antrieb mit Drehzahl- und Drehmomentkontrolle, der jede einzelne Instrumentengröße entsprechend ihrer spezifischen mechanischen Werte präzise und zuverlässig steuert. Weitere Funktionen wie automatisches Lösen blockierter Instrumente – Auto Stop Reverse, ASR – erhöhen Komfort und Sicherheit.
Von koronal schrittweise ohne Druckanwendung mit abnehmenden Instrumentengrößen nach apikal vordringen. Dabei genügt es zunächst, die mit der diagnostischen Röntgenaufnahme ungefähr bestimmte Kanallänge zu wissen. Die exakte Arbeitslänge wird erst bei Erreichen von 2/3 der geschätzten Kanallänge gemessen. Exakter und schneller als Röntgen ist hier die Verwendung eines modernen Endometriegerätes wie Raypex 6.
Danach wird der Apex mit aufsteigenden Instrumentengrößen erweitert (jeweils auf volle Arbeitslänge). Für die rotierende Aufbereitung hat sich die Crown-Down Methode fest etabliert und bestens bewährt.
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